Wir sind alle auch Medienunternehmen

Das Verständnis von Medien und deren Verbreitung hat sich grundlegend verändert. Die Digitalisierung und Vernetzung der Träger von Medienartefakten – von Texten über Bilder bis hin zu Videos – haben eine krasse Demokratisierung der Distributionsmittel von Informationen und Botschaften bewirkt.

Diese Demokratisierung und die damit verbundene Verteilung von Machtmitteln führen zu gesellschaftlichem Wandel. Wir sollten alle bereit sein für stürmische Zeiten und heftiges Geschaukel!

Die Skipper*innen von der Weltumsegelung sind heute schon sehr souverän. Aber das Chaos auf den Weltmeeren ist halt im Vergleich zur Soziologie der Menschheit deutlich weniger komplex …

(Bild: Marc Böhler, Foto von Youtube-Video von ARTE)

Von der Monopolstellung zur Teilhabe für Alle

Früher bestimmten die Besitzer der Druckerpresse sowie die Lizenznehmerinnen von Radio- und TV-Wellen, was in der Öffentlichkeit sichtbar und hörbar werden sollte. Diese Macht war in wenigen Händen konzentriert. Heute jedoch hat jeder Mensch mit einem Smartphone und Zugang zum Internet die Möglichkeit, Inhalte zu erstellen und zu verbreiten. Dies stellt eine Revolution im Informationsfluss dar. Es bedeutet auch, dass wir mit massiven Veränderungen aller Dimensionen von Gesellschaft zu rechnen haben.

Ein Beispiel aus dem Sport: Die Vendée Globe und der Medienwandel

Ein beeindruckendes Beispiel, das diese neue Realität und die damit verbundene Verantwortung exemplarisch zeigt, ist die Vendée Globe, eine Einzelregatta rund um die Welt. In dieser Veranstaltung sind die Teilnehmenden nicht nur Wassersportler und Seglerinnen, sondern auch erstklassige Medienunternehmen.

Liefere 6 Bilder und 3 Filme pro Woche oder zahle eine Busse von 1'000 Euro!*

Es ist Teil des Vertrags, den die Skipper unterzeichnen, dass sie während der Regatta regelmässig Medieninhalte liefern müssen. Pro Woche sind sechs Fotos und drei Filme à zwei Minuten vorgeschrieben. Wer diese Verpflichtung nicht einhält, muss eine Strafe von 1’000 Euro zahlen.

Was sagt uns dieses Beispiel? Dieses Beispiel aus der Vendée Globe illustriert perfekt, wie sich die Rolle von Sport-Veranstaltungs-Organisationen, einzelnen Booten und Skipper*innen gewandelt hat. Heute sind das alles auch starke Medienunternehmen und Medienmarken.

(*Zitat aus diesem Video von ARTE FR zu den Vertragsbedingungen der Vendee Globe Teams.)

Immense Umwälzung führt auch zu politischen Umwälzungen

Die Veränderung, die mit dieser neuen Rolle einhergeht, ist immens. Nicht nur sollten die Inhalte qualitativ hochwertig und informativ sein, sondern auch bezüglich der Auswirkungen eingeschätzt werden, so der Mahnfinger von Leuten in der Medienbildung. Das betrifft nicht nur die Beispiel aus diesem Sportanlass, das betrifft uns alle einzeln auch.

Aber was heisst das schon? Primär heisst es, dass wir mit massiven Umwälzungen konfrontiert sind, denn wir wissen noch gar nicht, wie sich vernünftiges Verhalten im neuen Medienzeitalter genau ausgestaltet.

Was wir in die Welt setzen, hat Einfluss auf die Meinungen, die Einstellungen und das Wissen der Menschen. Jeder von uns, der Inhalte erstellt und verbreitet, ist somit Teil eines riesigen, globalen Mediennetzwerks.

Es ist völlig unabhängig von Content-Filtern und Fakten-Checkern selbstverständlich, dass politische Umwälzungen und Neustrukturierungen der politischen Systeme in etlichen Ländern und auch auf globaler Ebene stattfinden. «Das kann man nur vergleichen mit dem Zeitalter, als die gedruckte Bibel plötzlich in die Hände von Jedermann kam.»

Wie wir wissen war es die Druckpresse, die letztlich zur Reformation und den damaligen Konflikten geführt hat. Wir erleben gerade jetzt weitere Schübe von Konflikten wegen neuen Medientechnologien.

Der Cyberspace ist noch lange nicht erwachsen.